In Deutschland werden täglich etliche Tonnen Lebensmittel vernichtet, obwohl sie noch verzehrfähig sind. Gleichzeitig herrscht bei vielen Menschen Mangel. Die gemeinnützigen Tafeln schaffen hier einen Ausgleich: Sie sammeln überschüssige, qualitativ einwandfreie Lebensmittel und verteilen diese an sozial und wirtschaftlich Benachteiligte. Mit ihrer schnellen und vor allem unbürokratischen Hilfe lindern die Tafeln die Folgen von Armut in einer reichen Gesellschaft – und stehen für Solidarität und Mitmenschlichkeit. Mit ihrem Engagement sind die bundesweit 940 Tafeln und zirka 60.000 Ehrenamtlichen eine der größten sozialen Bewegungen unserer Zeit. Rund 1,5 Millionen Menschen nutzen regelmäßig das Angebot der Tafeln.
Die erste deutsche Tafel wurde 1993 nach amerikanischen Vorbild in Berlin gegründet, vor 20 Jahren war es auch in Marl soweit. Aus Anlass dieses Jubiläums lud die Marler Tafel am Samstag zum Erinnern, zum Feiern und zu einem Tag der offenen Tür ein. Am Lipper Weg 71 betreibt die Tafel ein Ladenlokal und verteilt dort die Lebensmittel an Bedürftige. Viele der knapp 100 Ehrenamtlichen waren Samstag dabei, auch Förderer der Tafel, Vertreter der Lokalpolitik (SPD, FDP, CDU), die beiden Vorsitzenden von Sozial- und Kinder-/Jugendhilfeausschusses Bettina Hartmann und Jörg Terlinden sowie SPD-Landtagsabgeordneter Carsten Löcker.
Nach einer Begrüßung durch die langjährige Vorsitzende Renate Kampe wurde Bürgermeister Werner Arndt um sein Grußwort gebeten. Er selbst gehörte vor 20 Jahren zu den sieben Gründungsmitgliedern der Tafel und ist bis heute Fördermitglied. Der Bürgermeister lobte die oftmals beschwerliche Arbeit der emsigen Ehrenamtlichen als gesellschaftlich sinnstiftend, als vorbildlich und unverzichtbar. „Die Armut in Marl ist nach wie vor ausgeprägt. Mehr als ein Viertel der Kinder und Jugendlichen bis 18 Jahren leben in einer Hartz 4-Familie und sind somit arm“, so Werner Arndt. Bei Älteren reiche es trotz langjähriger Berufstätigkeit im Alter oft nicht zum Leben. In einem reichen Land wie Deutschland, sei dies immer noch ein Skandal so Werner Arndt.
Nach dem offiziellen Teil wurde es gemütlich. Eine „scharfe Wurstbude“ sorgte für einen warmen Imbiss und kühle Getränke, im Tafel-Café gab es leckeren Kuchen und frischen Kaffee. Ehrenamtlich boten den Besuchern einen Rundgang durch die Lager- und Verkaufsräume der Tafel ein. Übrigens: Jeder kann die wichtige Arbeit der Tafeln unterstützen: mit ehrenamtlichem Engagement, einer Spende oder ideell. Jede Hilfe ist stets willkommen! Mehr Infos zum Thema gibt es auf der Homepage der Marler Tafel: http://www.marler-tafel.de Dort findet sich auch eine Liste derjenigen Marler Unternehmen, die die Tafel mit Lebensmittelspenden unterstützen.