Seit dem Jahr 2000 ist die Stadt Marl mit der Stadt Kuşadası (Provinz Aydin, aktuell 105.000 Einwohner) in der Türkei befreundet, der Name der Stadt bedeutet „Vogelinsel“. In Marl begleitet ein Bürgerverein die offizielle Städtepartnerschaft und belebt die Freundschaft mit zahlreichen Aktivitäten. Rund 100 Mitglieder hat der gemeinnützige Städtepartnerschaftsverein Marl-Kuşadası e.V., Gründungsvorsitzender war der ehemalige stellvertretende Bürgermeister und Schulleiter der WBG Heinrich Ahlert. Seit 10 Jahren hat Bürgermeister Werner Arndt den Vereinsvorsitz inne, dabei wird er durch einen engagierten und ehrenamtlich wirkenden Vorstand unterstützt.
Die regelmäßigen Begegnungen, die man zwischen Menschen aus beiden Städten organisiert, sind das Herzstück der grenz- und kulturübergreifenden Freundschaft. Das Leitziel „Brücken schlagen und gemeinsam etwas tun“ wird mit Leben gefüllt durch Bürgerfahrten, Jugendbegegnungen, Konzerten, Vortragsveranstaltungen, gemeinsamen Ausstellungen und Schülerpraktika. Durch gegenseitige Besuche sind zahlreiche Freundschaften entstanden in der Zeit bis heute. Vor dem Hintergrund sich verändernder politischer Rahmenbedingungen war dem Verein folgende Kernbotschaft immer unverzichtbar: „Wir machen weiter – die Freundschaft bleibt bestehen. Wir werden nicht zulassen, dass die innenpolitischen Spannungen in der Türkei das freundschaftliche Verhältnis der Menschen in Kuşadası und Marl belastet!“
Während der Osterferien packten 31 interessierte Marler*innen ihre Koffer und nahmen an einer Bürgerfahrt in die Türkei teil. Dabei ging es zunächst über Düsseldorf mit dem Flieger nach Kayseri, einer Millionenstadt in der Zentraltürkei. Auf dem Reiseprogramm standen eine Exkursion in die einzigartige wie reizvolle Landschaft Kappadokiens. Die Felsformationen in Göreme wurden 1985 von der UNESCO als gemischte Kultur- und Naturerbestätte in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Eine weitere Besonderheit ist eine Vielzahl unterirdischer Städte, deren bekannteste Kaymaklı und Derinkuyu sind.
Im zweiten Teil der Reise ging es nach Kuşadası, der schönen Stadt am Mittelmeer. Die quirlige Stadt ist ein beliebtes Reiseziel für einheimische und ausländische Touristen. Neben eher touristisch geprägten Orten wie der neuen Ausgrabungsstätte und antiken christlichen Festung „Anaia Kazisi“, dem großen Basar in der Altstadt, der wunderschönen Vogelinsel, dem einzigartigen Olivenbaummuseum und dem neueröffneten Miniaturmuseum gab es auch Besuche jenseits der touristischen Pfade. Sehr beeindruckt zeigte sich die Marler Reisegruppe vom Besuch bei der Frauenkooperative Kusakk und im Behindertendorf „Erdogan-Öven-Engelliler-Köyü“, einer beachtenswerten Initiative betroffener Eltern.
Für offizielle Besuche war Bürgermeister Werner Arndt für einige Tage in die Partnerstadt gereist. Er wurde begleitet von der Lehrerin Zeynep Aygün, die künftig die Kontakte der Willy-Brandt-Gesamtschule nach Kuşadası koordiniert. Dabei hatte Arndt Gelegenheit, dem neuen Bürgermeister Ömer Günel (CHP) persönlich zur Amtsübernahme zu gratulieren. Künftig sollen insbesondere Begegnungen zwischen jungen Menschen intensiviert werden, waren sich beide einig. Eine Einladung nach Marl zum Volksparkfest nahm Ömer Günel sehr gerne an. Daneben besuchte Werner Arndt die Tourismuswoche, die örtliche Fakultät der Adnan-Menderes-Universität, das Denkmal des Republikgründers Mustafa Kemal Atatürk und das Kulturfest in der historischen Karawanserei. Gespräche mit dem Vorstand des örtlichen Lions-Clubs und weiteren Partnern der Städtefreundschaft rundeten sein offizielles Programm ab.
Am letzten Tag der Reise wurde das kulturelle Begegnungsprojekt „Tauben für Kuşadası“ offiziell eröffnet. Fünf Marler Schüler*innen waren in die Partnerstadt gereist, um dort gemeinsam mit gleichaltrigen Jugendlichen aus Kuşadası Taubenfiguren aus Keramik anzufertigen und als Graffiti zu gestalten. Zu sehen ist das farbenfrohe Kunstwerk unweit des Heinrich-Ahlert-Parks über den Dächern der Stadt. Die deutschen Gäste nehmen viele schöne Bilder, Gespräche und Erinnerungen mit nach Hause, vor allem aber die besondere Herzlichkeit und Gastfreundschaft der türkischen Gastgeber. Dabei konnten wieder einmal neue Freundschaften geschlossen und bestehende vertieft werden. Allen Beteiligten wurde noch einmal bewusst, wie unverzichtbar die Pflege der freundschaftlichen deutsch-türkischen Kontakte ist. Ein Dank geht an alle Verantwortlichen der diesjährigen Begegnung.