Am Rathaus hing am Freitag die Flagge auf halbmast: 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges hat Bürgermeister Werner Arndt im stillen Gedenken an die Opfer von Krieg und Gewalt erinnert. Der Bürgermeister legte gemeinsam mit Jennifer Radscheid, städtische Beauftragte für Erinnerungsarbeit, und Dr. Hans-Ulrich Berendes, Leiter der VHS-Geschichtswerkstatt, ein Blumengesteck auf dem Creiler Platz nieder.
Die Corona-Pandemie schränkte auch in Marl das Zusammenkommen ein. Die zentrale Gedenkfeier der Stadt Marl sowie die Eröffnung der Ausstellung „Das Ende des Zweiten Weltkrieges in Marl und den Partnerstädten“ von der insel-Geschichtswerkstatt wurden abgesagt. Bürgermeister Werner Arndt wollte mit Gästen auch aus den Partnerstädten an Kriegsende und Befreiung erinnern. Die Ausstellung wird auf jeden Fall zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt, so Hans-Ulrich Berendes und Jennifer Radscheid. Auch verschiedene Schulklassen aus Marl waren in das Projekt eingebunden.
Am Mittag fand eine Mahnwache im begrenzten Kreis von Mitgliedern der „Marler Wege für den Frieden“ und weiterer Gäste statt, ohne Musikbeiträge, aber mit einer Ansprache des Bürgermeisters. Organisiert hatte die Mahnwache an der Skulptur „Non Violence“ Ulla Fries-Langer, der Stadtrat war über die beiden Ratsmitglieder Brian Nickholz (SPD) und Johannes Westermann (WG Grüne) repräsentiert, dazu Mitglieder der CIAG um Beatrix Ries und Intisar Saif sowie der Kirchen und weiterer Gruppen der Stadtgesellschaft. Der große Colt mit dem doppelten Knoten im Lauf ist ein von Carl Frederik Reuterswärd geschaffenes einzigartiges Sinnbild gegen Gewalt.
„75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges halten wir inne und gedenken. Der 8. Mai ist ein unvergessliches Datum der deutschen Geschichte und der Weltgeschichte und damit eine ewige Mahnung. Dieses Datum zeigt wie wichtig es ist, für Demokratie und Freiheit einzustehen“, so Werner Arndt. Der 2. Weltkrieg kostete weltweit Millionen von Menschen das Leben. „Wenn wir erleben“ so der Bürgermeister weiter, „wie 75 Jahre nach dem Ende des Weltkrieges und der Nazi-Diktatur wieder öffentlich faschistisches Gedankengut propagiert wird, Gotteshäuser angegriffen oder Menschen wegen ihrer Herkunft, ihres Glaubens, sexuellen Orientierung oder ihrer politischen Haltung verunglimpft oder sogar attackiert werden, schäme ich mich als Demokrat und Deutscher!“
Am 1. April 1945 besetzten und befreiten alliierte Truppen die Marler Stadtteile. Rund fünf Wochen später folgte mit der Kapitulation der Wehrmacht das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa. Der 8. Mai 1945 wurde zum Tag der Befreiung von der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft – und zum Tag des Neuanfangs für Deutschland und Europa.