Marl als Hochschulstandort – was lange Zeit belächelt wurde, könnte bald Realität werden. Nach einer Resolution der Politik vor gut 2 Jahren war die Verwaltung mit Bürgermeister Werner Arndt und Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke in den vergangenen Jahren aktiv. Dazu gab der Bürgermeister dem Rat kürzlich mündlich einen Sachstandsbericht. Marl könnte ein Leuchtturmprojekt mit landesweiter Strahlkraft erreichen. Denn nachdem die NRW-Staatskanzlei keinen Bedarf für eine Ausweitung der Hochschulstandorte gesehen hat, blickte die Verwaltung über den Tellerrand hinaus in eine andere Richtung.
Wir haben uns gefragt, wo es den größten Bedarf gibt. Neben der Pflege ist dies eindeutig das Handwerk. Zudem spielen dort die Themen Klimawandel, Nachhaltigkeit und Klimaschutz schon seit Jahren eine wichtige Rolle, konnte ich jetzt der MZ auf Nachfrage erklären. All dies sind originäre Themen im Handwerk, vom Baugewerbe über die Baunebengewerke bis hin zur Mobilität. Das Handwerk ist schon lange im Wandel. Das alles hat die Verwaltung dazu bewogen, neben der Ausbildung das Thema Hochschule fürs Handwerk anzugehen.
Schnell waren die guten Kontakte zur Kreishandwerkerschaft hergestellt, zu der ohnehin enge Kontakte bestehen. Denn nur gemeinsam ist solch ein Projekt zu stemmen. Was folgte, waren viele Gespräche auf lokaler Ebene, die Suche nach einem Investor für das Hochschulgebäude sowie einem privaten Hochschulträger.
Heute steht fest, die Ideen von einst sind kein Wolkenkuckucksheim, sondern haben durch vielschichtige Arbeitsschritte inzwischen eine realistische Umsetzungschance erhalten. „Wir im Handwerk warten bereits seit Jahren auf solch einen Vorschlag. Doch bislang fehlten solche gezielten Angebote“, freut sich Kreishandwerksmeister Arnd Neubauer über diesen Vorstoß. Bei Betrieben stoße eine Hochschule fürs Handwerk auf jeden Fall auf sehr große Zustimmung. „Mittlerweile haben wir nicht nur Interesse für eine private Trägerschaft und bei potenziellen Investoren geweckt, sondern klare Bekunden für ein Engagement erhalten“, sagt Dr. Manfred Gehrke weiter.
Die nächsten Schritte stehen ebenfalls fest. Sollte der Rat zustimmen, wollen Werner Arndt und Dr. Manfred Gehrke die Konzeptionierung auf den Weg bringen. Finanziert werden könnte die notwendige Projektbetreuung und –steuerung durch den „Just Transition Fund“ JTF (Fonds für den gerechten Übergang) geworfen. Dieser EU-Fördertopf ist für das nördliche Ruhrgebiet mit 100 Millionen Euro gefüllt. Unterstützen will der Fonds die Regionen, die aufgrund des Übergangs zu einer klimaneutralen Wirtschaft schwerwiegende sozioökonomische Herausforderungen bewältigen müssen.
Als Bürgermeister sehe ich es als durchaus realistisch an, einen Teil der 100 Millionen nach Marl zu holen, denn sämtliche Kriterien sind erfüllt. Das würde natürlich auch die Kreishandwerkerschaft freuen. Arnd Neubauer: „Wir haben in der Region Tausende Betriebe, die solch ein Studium zum Beispiel als Mitarbeiter-Bindung ansehen und die Kosten übernehmen würden. Der Bedarf ist bei uns also längst vorhanden und muss nicht erst geweckt werden.“ Ziel ist es, dass an dieser Hochschule ein staatlich anerkannter akademischer Grad erlangt werden kann.
Also, Daumen drücken Marl!!