Der Rat der Stadt Marl hat gestern mit breiter Mehrheit die Fortführung der Sanierung des Rathauses beschlossen. Um das rund 70 Millionen-Projekt hatte es zuvor eine lebhafte und kontroverse Debatte in den Ratsgremien und in der Öffentlichkeit gegeben. Gut zwei Stunden diskutierten die Ratsmitglieder am Donnerstag, um eine Entscheidung für oder gegen die Sanierung des Rathauses herbeizuführen. Am Ende fiel mit der Mehrheit von SPD, CDU, Wählergemeinschaft Die Grünen und der Fraktion Die LINKE die Entscheidung pro Sanierung. Für die Bürgerliste WIR für Marl, bum/FDP, UBP und Bündnis 90/Die Grünen fand der Beschlussvorschlag keine Zustimmung.
„Das ist eine historische Entscheidung für unsere Stadt“, kommentierte Bürgermeister Werner Arndt den positiven Beschluss des Rates. Die breite Zustimmung sei „ein starkes Signal“ nach außen. „Stadtverwaltung und Politik tragen jetzt eine große Verantwortung“, so Arndt weiter. Er sei froh, dass diese Verpflichtung gemeinsam und konstruktiv wahrgenommen werde. Der Abriss des denkmalgeschützten Hauses kam für ihn „nie in Frage“. Arndt: „Das architektonisch bedeutsame Rathaus ist das Wahrzeichen unserer Stadt und für viele Menschen in Marl ein Stück Heimat“. Auch eine Verbesserung der aktuell mangelhaften Arbeitsbedingungen für die städtischen Mitarbeiter sei notwendig, so der Bürgermeister.
Für Peter Wenzel und die SPD-Fraktion war es wichtig, „sich intensiv und kontrovers mit der Sanierung des Rathauses zu beschäftigen. Wenzel: „Das Rathaus prägt die Geschichte unserer Stadt. Für uns stand ein größtmöglicher Konsens für die Stadtkrone stets im Mittelpunkt“. Karl-Heinz-Dargel (CDU) hält den Zustand des Rathauses für „nicht länger zumutbar“, Thomas Terhorst (CDU) sieht zur Sanierung „keine Alternative“, obwohl die Kosten „zu hoch“ seien. Für Brian Nickholz (SPD) ist der politische Beschluss „die größte Entscheidung, die ein Stadtrat je treffen musste“.
Auch von Claudia Flaisch (Die Linke) und Johannes Westermann (Wählergemeinschaft Die Grünen) gab es ein „uneingeschränkten Ja“ zur Rathaussanierung. „Dem Verfall können wir nicht länger zusehen“, sagte Flaisch. „Eine lebendige Stadtmitte könne es nur mit der Sanierung des Rathauses geben. Für Johannes Westermann sei die hohe Summe der Kosten „erklärbar“. „Hier werden keine goldenen Türklinken eingebaut“, so Westermann. Robert Heinze (bum/DFP) konnte der Sanierung aktuell nicht zustimmen. Er sehe Projekte wie das „Soziale Rathaus“ und „Marschall 66“ kritisch.
Die Sanierung des Rathauses war bereits vor drei Jahren vom Rat beschlossen worden. Damals hatten die Planer aber weder die Anforderungen an den Brandschutz noch die marode Statik des Gebäudes berücksichtigt. Nach lediglich ersten Kostenschätzungen gab es mit rund 70 Mio. Euro jetzt erstmals eine verlässliche Kostenberechnung. Die Sanierung wird nun in drei Bauabschnitte aufgeteilt. In einem ersten Schritt werden beide Türme und das Zentralgebäude renoviert. Danach stehen der Sitzungstrakt und das Soziale Rathaus mit den Innenhöfen auf dem Arbeitsprogramm. Im dritten Bauabschnitt sind die Außenanlagen und der Creiler Platz an der Reihe. Dieser soll im Rahmen einer zusätzlichen Fördermaßnahme abgewickelt werden. Der Rat beschloss außerdem eine „kontinuierliche Überprüfung der Baukosten“. Ziel soll es sein, „doch noch eine Reduzierung der Kosten zu erreichen“. Auch soll die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger „umfassend und transparent“ über den Projektverlauf informieren.
Mit dem Leuchtturmprojekt Rathaussanierung hat die Stadt Marl bereits Förderanträge gestellt, die teilweise bewilligt wurden. Für den ersten Bauabschnitt hat die Verwaltung jetzt einen Förderantrag über rund 10,2 Mio. Euro eingereicht. Die Sanierung des Rathauses stellt im Haushalt der Stadt Marl ab dem Zeitpunkt der Wiedernutzung eine jährliche Belastung von ca. 3,2 Mio. Euro dar.
Weiterführende Informationen zur Beschlussfassung des Rates finden sich in der Sitzungsvorlage 2018/0294. Darüber hinaus hat die Verwaltung die Entwurfsplanung zur Rathaussanierung und die Übersicht der finanziellen Auswirkung im Rats- und Bürgerinformationssystem (Menüpunkt „Rathaussanierung“) auf der städtischen Homepage veröffentlicht.