Das ehemalige Spitzenorchester „Philharmonia Hungarica“ (PH) wurde einst 1957 in Wien/Österreich von ungarischen Musikerinnen und Musikern gegründet. Die Musiker waren während des Ungarn-Volksaufstandes 1956 aus ihrer Heimat geflüchtet.1960 fanden sie in Marl eine neue Heimat, Bürgermeister Rudolf Heiland (MdB) lies dafür 74 Wohnungen nahe dem Theater an der Brüderstraße bauen, die sogenannte Gulasch-Siedlung. 2001 wurde die PH schließlich aufgelöst, Bundes- und Landesregierung hatten die Finanzierung des Bundesorchesters eingestellt.
Heute erinnerte die „Junge Vielharmonie“ der Musikschule Marl unter Leitung des jungen Dirigenten Andre Buttler mit einem Festkonzert an das Gründungsdatum vor 60 Jahren. Die Aula der Scharounschule war sehr gut gefüllt, auch ehemalige Musiker der PH und Familienangehörige waren dabei. Bürgermeister Werner Arndt hielt eine kurze Rede und erinnerte an die Geschichte und die kulturelle Bedeutung des einstigen Bundesorchesters. Die Musikschule und die Musikszene in Marl sowie der Region seinen spürbar und nachhaltig von den einst geflüchteten Berufsmusikern der PH geprägt worden, so der Bürgermeister.
Ex-Bratschist Andres Kuster war Mitglied der PH und ist heute 90 Jahre alt, er berichtete im Rahmen des Konzerts als Zeitzeuge und selbsternannter Archivar des Orchesters. Kuster erzählte über die Gründung des Orchesters in Wien ebenso wie über die vielen Konzertreisen und weltweiten Auftritte der Philharmonia Hungarica. Auch die bedeutensten Dirigenten der PH, Antal Dorati und Sir Yehudi Menuhin, fanden Erwähnung in seiner Erinnerung. Die Musiker hatten damals die Wahl zwischen Kapstadt (Südafrika) und Marl als neue Heimat, so Kuster – man entschied sich für den Ruhrpott.
Die zahlreichen Musikfreunde in der Aula konnten anschließend ein wunderbares Konzert erleben mit Stücken von Haydn, Händel, Zhao, Tschaikowsky und Humperdinck. Wunderschön das Harfenkonzert von Händel mit der jungen Ronja Ehrbar als Solistin. Excellent dargebracht auch die Zugabe des Abends, „Romeo und Julia“ von Tschaikowsky. Mit Standing Ovations wurden Orchester und Dirigent vom Publikum verabschiedet. Ein Dank geht auch an die Technik (Herr Dunkel und Frau Drüke) sowie Evelyn Fürst-Heek, der „heimlichen Chefin“ der Jungen Vielharmonie. Ein toller Konzertabend!