Der Rat der Stadt Marl hat in seiner gestrigen Sitzung die Ampel endgültig auf „grün“ gesetzt. Nach ausführlicher Diskussion wurde das kulturelle Erlebnis- und Begegnungszentrum „Marschall 66“ endgültig auf den Weg gebracht. Eine große Ratsmehrheit stimmt dem Vorhaben zu. Das wichtige Projekt ist benannt nach dem ehemaligen Städteplaner Günther Marschall und entsteht in der ehemaligen Hauptschule an der Kampstraße.
Nach erfolgter Sanierung und Umbau sollen dort das Skulpturenmuseum Glaskasten und die Stadtbibliothek ein neues Zuhause finden. Die städtische Volkshochschule (insel-VHS) und die städtische Musikschule sollen das kulturelle Zentrum künftig mit ausgewählten Angeboten bereichern, weiter soll ein Museumsshop mit Café entstehen. Das Haus wird auch Raum für museumspädagogische Angebote besonders für junge Menschen bieten.
Marschall 66 ist ein sogenanntes Leitprojekt des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes ISEK 2025. Es wurde in Bürgerversammlungen öffentlichen vorgestellt und in zwei Bürgerwerkstätten mit Experten diskutiert und inhaltlich entwickelt. Dies war eine Voraussetzung und Grundlage für die jetzt erfolgte umfassende finanzielle Förderung durch Bund und Land.
Diskutiert wurde das Projekt bereits mehrfach in den politischen Gremien, bislang stand der Ratsbeschluss aber unter dem Vorbehalt der finanziellen Förderung. Die konnte Bürgermeister Werner Arndt inzwischen verkünden. Aus dem Bundesprogramm „Nationaler Städtebau“ für herausragende Vorhaben des Städtebaus fließen insgesamt 5,4 Mill. Euro nach Marl. Hinzu kommen 4,4 Mio. Euro Landesförderung aus dem Stadtentwicklungsprogramm NRW.
Für die finanzielle Förderung aus Berlin hatte sich der hiesige Michael Groß (MdB SPD) stark gemacht. Auch Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos), Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, und Regierungspräsidentin Dorothee Feller (CDU) zeigten sich bei vor Ort-Terminen begeistert vom der Idee eines kulturellen Bildungszentrum „Marschall 66“ und sicherten Marl Unterstützung zu.
Mehr Genauigkeit gibt es jetzt auch bei den Baukosten. Für die Sanierung des Gebäudetraktes setzen Architekten und Kostencontroller Kosten in Höhe von 14,9 Mio. Euro an. Abzüglich der Fördermittel von insgesamt 9,8 Mio. Euro verbleibt für den städtischen Haushalt unter dem Strich ein Eigenanteil von gut 5 Mio. Euro.
Die Kritiker des Projektes sahen die Kosten des Projektes in Zeiten von Corona kritisch. Die Befürworter aus den Reihen der Linken, der Wählergemeinschaft Die Grünen und SPD sprachen von einem „kulturellen Leuchtturm“ mit „wegweisendem Konzept“. Nach Ansicht von Jens Vogel (SPD-Fraktion) trägt Marschall 66 dazu bei, die gesamte Stadtmitte attraktiver und zukunftsfähig zu machen. Auf dem Gelände des ehemaligen Hallenbades, gleich neben „Marschall 66“ soll ein neues Wohnquartier entstehen.
Für die Stadtverwaltung versicherte Baudezernentin Andrea Baudek, dass die Verwaltung nach sehr intensiver und detaillierter Prüfung alle Einsparmöglichkeiten umgesetzt habe. Ein Neubau sei deutlicher teurer als der Umbau der ehemaligen Hauptschule, der mit einem fortlaufenden Kostencontrolling durch das Rechnungsprüfungsamt RPA begleitet werde.
Bürgermeister Werner Arndt erinnerte daran, dass das Projekt „Marschall 66“ in der Landes- und Bundesregierung größte Wertschatzung und die höchstmögliche Förderung erfahren habe. Außerdem mahnte Werner Arndt, kommunale Investitionen in der Corona-Pandemie nicht herunterzufahren, da gerade jetzt viele heimischen Handwerksbetriebe auf Investitionen der öffentlichen Hand angewiesen seien, um zu überleben und ihre Arbeitsplätze zu sichern.
Nachdem ein Vertagungsantrag der CDU scheiterte, machte das Stadtparlament mit 20 Ja-Stimmen bei vier Nein-Stimmen und einer Enthaltung den Weg für das kulturelle Bildungsprojekt „Marschall 66“ endgültig frei.