Die Sanierung des Marler Rathauses wird teurer als zunächst geplant. Dies ist das Ergebnis einer Kostenschätzung, die vom Generalplaner der renommierten und international tätigen „HPP International Planungsgesellschaft“ mit Hauptsitz in Düsseldorf im Rahmen der Vorplanung jetzt vorgelegt wurde. Die Gesamtkosten erhöhen sich demnach von ursprünglich 39 Millionen Euro auf gut 54 Millionen Euro.
Die Gründe dafür liegen insbesondere in den deutlich gestiegenen Baukosten in den vergangenen drei Jahren und den strengen Auflagen des Denkmalschutzes. Über die neue Kostenschätzung informierte Bürgermeister Werner Arndt die Politik am Mittwochabend in einer interfraktionellen Sitzung. „Die Summe bedeutet zweifelsohne einen großen Sprung“, so Arndt, „aber sie ist erklärbar.“ Ein Neubau des Rathauses sei keine Alternative gewesen, die Aussicht auf Fördergelder nur bei einer Sanierung möglich. Arndt: „Obwohl die Kosten nun höher eingeschätzt werden, wird es voraussichtlich keine Mehrbelastung im Haushalt geben“. Die Stadt Marl geht davon aus, dass die über die bislang geplanten 39 Millionen Euro hinausgehenden Kosten mit Fördergeldern des Landes gedeckt werden können.
Die Kosten für die Sanierung des denkmalgeschützten Rathauses wurden in der Vorplanung u.a. in Bezug auf die Weiterentwicklung des Nutzungskonzeptes aus dem Jahre 2011, den Planungsabstimmungen bis Oktober dieses Jahres und der Denkmalpflege ermittelt. HPP-Projektplaner Sebastian Helm verweist neben den deutlich gestiegenen Baukosten und den strengen Auflagen des Denkmalschutzes auch auf die Außenanlagen, deren erste Kostenberechnung im Gutachten von 2014 „nicht nachvollziehbar“ sei. Helm: „Kosten zu Parkplätzen oder den Innenhöfen wurden schlicht nicht abgedeckt“. Auch die Hängekonstruktion in den Rathaustürmen müsse nach neuen Untersuchungen saniert werden. „Auch das führt zu Mehrkosten“, so Helm.
Aufgrund der bisherigen Vorplanung sind zum jetzigen Zeitpunkt Zuschüsse in den Bereichen Denkmalpflege, energetische Sanierung und Barrierefreiheit möglich. Die Projektplaner gehen derzeit von maximal förderfähigen Baukosten von circa 31 Millionen Euro aus. Bislang wurden Planungsleistungen zur Vorbereitung sowie zur energetischen und barrierefreien Sanierung des Rathauses mit rund 4,4 Millionen Euro durch das Land NRW gefördert. Der nächste Meilenstein steht Ende November an, wenn der Förderantrag zum ersten Bauabschnitt bei der Bezirksregierung Münster einzureichen ist.
Darüber hinaus sieht Kämmerer Michael Dinklage in der Sanierung des Rathauses auch den positiven Effekt einer „Wertsteigerung des Gebäudes“. Das Rathaus würde sich im Anlagevermögen der Stadt nach vielen Jahren wieder positiv darstellen. Wie die Stadt Marl mitteilt, werden die Kosten und Planungen vom Ingenieurbüro BOS Projektmanagement unter Berücksichtigung aller Risiken streng kontrolliert.
Die interfraktionelle Lenkungsgruppe soll nach ihrer Sitzung am Mittwoch noch ein weiteres Mal in diesem Jahr tagen. Anfang Januar ist eine Sondersitzung des Stadtplanungsausschusses geplant. Danach werden die Vorplanung und die neue Kosteneinschätzung zur Rathaussanierung im Haupt- und Finanzausschuss sowie im Rat beraten. Die Rathaussanierung soll voraussichtlich im Herbst 2018 starten.