Nach der Verwirrung um den Aufnahmestopp bei der Marler Tafel hat Bürgermeister Werner Arndt am Freitag zu einer Gesprächsrunde ins Rathaus eingeladen. Vertreter von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen und Moscheevereinen, aber auch aus Politik und Verwaltung diskutierten lebhaft über die Situation der gemeinnützigen Einrichtung. Gemeinsam wurde nach konstruktiven Lösungen gesucht.
Renate Kampe (79), ehrenamtliche Leiterin der Marler Tafel, stellte gleich am Anfang des Treffens klar: „Wir helfen allen Menschen, die der Hilfe bedürfen“. Die Einrichtung könne derzeit lediglich „aus Kapazitätsgründen“ generell keine alleinstehenden Männer für die Ausgabe von Lebensmitteln neu zulassen. „Egal ob Ausländer oder Deutsche“, so Kampe. Im Augenblick würden nur noch Familien mit Kindern oder ältere Menschen aufgenommen. Kampe: „Weil zuletzt auch Lebensmittel knapp wurden, mussten wir selbst Frauen mit Kleinkindern wegschicken“.
Marls Bürgermeister Werner Arndt ärgerte in der bundesweiten Debatte um die Tafeln vor allem die „guten Ratschläge aus Berlin“. Das eigentliche Problem sei für ihn die Armut in Deutschland und vor allem im Ruhrgebiet. „Diesem Thema müssen wir uns stärker annehmen“, so Arndt. Nach dem Medienrummel auch um die Marler Tafel habe er schnell das Gespräch mit Renate Kampe gesucht. „Wie kann man die Einrichtung am Lipper Weg unterstützen? Wo können wir als Stadtverwaltung einwirken? Das waren meine ersten Gedanken“, sagte Arndt.
Zeitnah holte die Stadt jetzt zahlreiche Akteure aus Marl an einen Tisch. Gemeinsam wollen sie der hiesigen Tafel und ihren rund 100 ehrenamtlichen Helfern unter die Arme greifen. „Wir werden uns beraten und helfen wo wir können“, erklärte Cengiz Caliskan, Vorsitzender des Integrationsrates. Lebensmittelspenden wurden von den Wohlfahrtsverbänden ebenso zugesagt wie von den Kirchen- und Moscheegemeinden. Markus Bothe, Vorstandsvorsitzender der Caritas: „Wir sprechen nun mit unseren Lieferanten über Lebensmittelspenden für die Tafel. Ich bin zuversichtlich, dass wir die Tafel regelmäßig und kostenfrei unterstützen können“.
Neben den Warenspenden soll es in Kürze auch einen Informationsflyer in mehreren Sprachen geben. So können auch Geflüchtete oder Ausländer lesen, wie die Tafel funktioniert und was sie leistet. „Viele unserer Kunden haben ausländische Wurzeln oder sind zu uns geflüchtet“, erzählte Renate Kampe. „Die wissen nicht, dass wir keine staatliche Einrichtung sind, sondern ehrenamtlich arbeiten“. Der Tafel wollen die Moscheevereine außerdem auf ihren Veranstaltungen und Festivitäten ein Forum bieten, um ihre Arbeit vorzustellen. Auch der Kontakt zum Jobcenter soll weiter intensiviert werden.
„Wir haben heute einen großen Akt der Solidarität erlebt“, zeigte sich Werner Arndt erfreut über die Hilfe aller Beteiligten. Das breite soziale wie bürgerschaftliche Engagement der Marler Tafel sei eine „unermüdliche und selbstlose Leistung für die Menschen in unserer Stadt“. Bettina Hartmann, Vorsitzende des Sozialausschusses, will die Themen Armut und Tafel für die nächsten Sitzungen nachbereiten. „Diese Arbeit am Menschen bleibt aktuell, darüber müssen wir diskutieren und beraten“. Zu einer zweiten Gesprächsrunde im Rathaus will Bürgermeister Werner Arndt demnächst wieder einladen.