In der gestrigen Sitzung des Stadtplanungsausschusses stand die in Rede stehende Deponie der Klasse DK1 (Erden, Bauschutt) auf der Halde Brinkfortsheide ganz oben auf der Tagesordnung. Die Ratsstube im Rathaus war dicht gefüllt, als Bürger, Politiker und Fachleute aus der Verwaltung geschlagene zweieinhalb Stunden mit Horst Fischer vom Regionalverband Ruhr (RVR) und Stefan Hager von der RAG Aktiengesellschaft diskutierten.
Hintergrund: Der RVR möchte die Halde samt Erweiterung von der RAG AG übernehmen und in ein Naherholungsgebiet verwandeln. Mit einem kleinen Haken: Um die Unterhaltungskosten zu decken, soll auf der Erweiterung (Fläche auf der Südseite des Silvertbaches) eine Deponie gebaut werden.
Referatsleiter Horst Fischer erklärte in seinem Vortrag: „Die Pachteinnahmen sind nur eine Komponente unseres Refinanzierungsmodells. 17 Halden in der Region sollen damit unterhalten werden. Weitere fünf werden über Pachteinnahmen von Windkraftanlagen refinanziert.“
Trotz der sachlichen Ausführungen machten einige Bürger ihrem Ärger deutlich Luft: „Andere Städte haben schöne Erholungslandschaften, die wir mitfinanzieren. Das kann doch nicht sein!“ so ein Anwohner des Rebhuhnwegs in Marl-Hamm. „Und den Schattenwurf der Windkraftanlagen haben wir schließlich auch schon“, ergänzte eine Bürgerin. „Die RAG darf sich nicht so einfach aus der Affäre ziehen!“
Auch Andreas Täuber von der SPD sprach von einem „fahlen Beigeschmack“: „Sie haben hier 100 Jahre gutes Geld verdient. Und Eigentum verpflichtet. Gibt es eigentlich einen Plan B der Ruhrkohle?“. Er forderte, dass die Idee einer Internationalen Gartenausstellung (IGA) auf der Marler Halde nicht gefährdet werden dürfe. Täuber erinnerte auch daran, dass es der grüne Ex-Umweltmister Remmel gewesen sei, der einst die Idee einer Deponie auf der Halde geboren hatte. Robert Heinze (FDP) hielt dagegen, der Bergbau habe Marl groß gemacht. Jetzt müsse man auch mit den Folgen leben. Deshalb sollte man Chancen definieren.“ Die CDU schloss sich den Ausführungen der SPD an und kritisierte die aus ihrer Sicht nicht angemessene Panikmache der Fraktion B90/Grünen.
Bürgermeister Werner Arndt griff den Unmut der Bürger auf: „Sachlich sind die Intentionen des RVR und der RAG vielleicht nachvollziehbar. Aber ich verstehe gut, dass die Anwohner es als unfair empfinden, dass sie diese Belastung ertragen sollen, während andere Städte sich an schönen Halden erfreuen.“ Das Stadtoberhaupt versprach, den Prozess adäquat zu begleiten und Bürgerversammlungen zum Thema anzubieten wie von den Bürgern erbeten. In weiteren Schritten soll dann von Fachleuten erläutert werden, wie die Deponie – sollte sie überhaupt genehmigt werden – baulich umgesetzt und welcher Stoffe dort gelagert werden soll und wie eine Nutzung für die Bevölkerung aussehen kann.