„China, Deutschland – eine große Familie“ prangt auf dem Pergament-Banner, das sie aus China mitgebracht haben: Vanessa Karassev, Anna Bekker, Hannah Risse, Hanna-Sophie Busch und Steffi Pollmann halten es strahlend in die Kamera. Gemeinsam mit Bürgermeister Werner Arndt schwelgen sie in Erinnerungen an das Wintercamp in der chinesischen Stadt Heyuan. Auch Dr. Hansfriedrich Sage von der Hüls AG-Stiftung, die Beauftragte für Städtepartnerschaften Jennifer Radscheid sowie die Betreuer Rabea Effelsberg und Moritz Brinkforth lauschen gespannt ihren Berichten.
„Wir haben uns wie Promis gefühlt“, erzählt Vanessa Karassev (16) von der Willy-Brandt-Gesamtschule. „Aber auch wie Tiere im Zoo. Wir wurden oft auf unsere Größe, Haare oder Augenfarbe angesprochen.“ Dem stimmt auch Anna Bekker zu. „Die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit war groß. Alle haben uns angeguckt“, resümiert die 17-Jährige. „Da die Chinesen sehr offen sind, habe ich schnell gelernt, auf andere zu zugehen.“
Hannah Risse (19) hat der Kalligrafie-Kurs viel Spaß gemacht. „Wir haben nur Striche gemalt und sind oft verbessert worden. Jetzt weiß ich: Auf die richtige Handhaltung kommt es an“, sagt sie. Neben Kalligrafie standen Kung Fu-, Gitarren- und Sprachunterricht sowie ein musikalischer Kulturabend mit deutschen Weihnachtsliedern auf dem Programm. „Weihnachten wird in China sogar mehr gefeiert als hier bei uns. Mit Jingle Bells und Kunstschnee im Einkaufszentrum.“
Mit einigen Vorurteilen konnte Hanna-Sophie Busch (17) vom Hans-Böckler-Berufskolleg aufräumen: „Hund ist nicht auf unseren Tellern gelandet“, sagt sie. „Wir haben in den Familien gekocht, ihre Lebensweise und Häuser kennengelernt.“ Und das Essen sei gesund. „Mit ganz viel Gemüse und anderen Gewürzen.“
„Die Chinesen haben uns viele schöne Orte gezeigt, aber das Interessanteste war eigentlich das Leben drumherum. Der Kontrast zwischen den Hochhäusern und den großen Parkanlagen beispielsweise“, erzählt Steffi Pollmann, die derzeit eine duale Ausbildung zur Industriekauffrau bei Evonik im Chemiepark absolviert.
Betreuer Moritz Brinkforth zeigt sich beeindruckt von der chinesischen Kultur. „Die ist lang und stark verwurzelt. Traditionen werden dort noch viel stärker gelebt“, sagt er. Und auch der Austausch mit den Teilnehmern aus anderen Ländern sei fruchtbar und lehrreich gewesen. „Ich habe noch Kontakt zu Costa Rica und Malaysia“, sagt er.
Für Rabea Effelsberg, die die Jugendlichen ebenfalls als Betreuerin begleitete, war es ein „rundum gelungenes Projekt“ und ein „einmaliges Erlebnis“. 130 Jugendliche aus Thailand, Indonesien, Costa Rica, Malaysia, Deutschland und China – „das sind Dimensionen, die wir gar nicht kennen“, sagt sie. Auch aus Marls Partnerstadt Bitterfeld-Wolfen haben Jugendliche an dem Wintercamp in Heyuan teilgenommen.
Dr. Hansfriedrich Sage ist seit der Gründung vor 30 Jahren Geschäftsführer der Hüls AG-Stiftung, die neben dem Städtepartnerschaftsverein Marl-Bitterfeld den Austausch gefördert hat. Für Sage ist es stets eine Herzensangelegenheit, solche Projekte zu unterstützen. „Diese Erfahrungen nehmt ihr mit für euer ganzes Leben“, sagt er im Rathaus. Und Bürgermeister Werner Arndt fügt hinzu: „Die Erkenntnis, dass sich alle Menschen auf dieser Welt mit großer Offenheit auf Augenhöhe begegnen können – die kann euch keiner mehr nehmen.“