Der Eichenprozessionsspinner hat sich zuletzt auch in Marl immer weiter ausgebreitet und für Aufregung gesorgt. Viele Menschen in Marl klagten über allergische Reaktionen. Jetzt wollen Bürgermeister Werner Arndt und die Stadt Marl Blau- und Kohlmeisen anlocken, die die Raupen fressen. Für das Projekt wurden bereits zwei Kooperationspartner gefunden. In einem ersten Schritt hat die Stadt 25 Nistkästen an den NABU Marl, die Bürgerschützengilde Sinsen und den Angelverein „Zander 96“ übergeben.
In den Niederlanden wurden zuletzt bereits mehr Nisthilfen als unterstützende Schutzmaßnahmen – mit großem Erfolg. Die Meisen besetzen die Vogelhäuser und fressen die Raupen des Eichenprozessionsspinners auf. „Warum sollte man etwas Ähnliches nicht auch in Marl auf die Beine stellen können?“, fragten sich die Fachleute der Stadtverwaltung. Mit dieser Aktion führt man einen Beschluss des Stadtrates aus. Dieser hatte im Juli auf Initiative der Marler SPD-Fraktion um Peter Wenzel beschlossen, geeignete und alternative Mittel zur natürlichen Beseitigung der Eichenprozessionsspinner zu prüfen und umzusetzen.
Bürgermeister Werner Arndt ist von dem Projekt begeistert: „Die Idee passt gut in unser städtisches Konzept, keine Biozide zu nutzen, sondern die natürlichen Feinde zu fördern“. Nun gilt es möglichst viele Menschen zu finden, die sich beteiligen wollen. „Wir haben bereits 100 Nistkästen gekauft, die schon bald aufgehängt werden sollen“, erklärt Michael Lauche, Betriebsleiter des ZBH. Als erste Partner sind nun der NABU, die Schützengilde Sinsen und der Angelverein Zander 96 dabei und unterstützen dabei mit großer Tatkraft.
Dass die Vögel die in diesem Jahr zahlreich auftretenden Raupen des Eichenprozessionsspinners komplett in Schach halten, sei unrealistisch. „Sollte der Plan aufgehen und die Meisen Geschmack an den Raupen finden, können wir unsere präventiven Maßnahmen etwas bei Seite schieben“, erläutert Umweltberater Julian Wagner. „Eine erhöhte Population der heimische Blau- und Kohlmeise könnte den Befall der Eichenprozessionsspinner auch in Marl minimieren“. Auch beim Pirol und dem Kuckuck gehört der Spinner zum Speiseplan.
Um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen, wurden jetzt 15 Nistkästen an den NABU Marl und die Sinsener Schützen übergeben. Diese werden in Absprache mit dem ZBH demnächst in Marl-Sinsen hängen. Um weitere zehn Vogelhäuser kümmert sich der Angelverein, der sie im Volkspark in Alt-Marl montiert. Der ZBH selbst bringt 25 Kästen auf den städtischen Friedhöfen an. Die meisten Nistkästen – 50 an der Zahl – werden entlang der Halterner Straße, dem Merkelheider Weg sowie der Lerchen-, Meisen- und Brüderstraße angebracht. Hier wurden zuletzt sehr viele Raupen entdeckt und teilweise entfernt.
Bürgermeister Werner Arndt ist guter Dinge, dass das Projekt auch in Marl zündet. „Die guten Erfahrungen aus Holland haben uns ermutigt, diesen Weg ebenfalls zu gehen“, sagt er. Das Stadtoberhaupt lobt das bürgerschaftliche Engagement der Projektpartner: „Es wäre toll“, so Arndt, „wenn sich mehr Vereine und Bürger engagieren würden, um dem Eichenprozessionsspinner nachhaltig auf die Pelle zu rücken“. Horst Andes von der BSG Sinsen hat gar einen einfachen Bauplan zum Selberbasteln der Nisthilfen entwickelt. Vielleicht eine Aufgabe für unsere Schulen? In der kommenden Saison sollen auch ESP-Fallen zum Einsatz kommen, die den Eichenprozessionsspinner mit speziellen Duftstoffen in ein Behältnis locken. Diese bereits in Süddeutschland eingesetzten Fallen sollen in nun Marl getestet werden.
Für weitere Informationen zum Projekt steht interessierten Bürgerinnen und Bürgern ZBH-Mitarbeiter Julian Wagner (Tel. 99-5427, E-Mail: julian.wagner@marl.de) gern zur Verfügung. Wissenswertes rund um das Thema Eichenprozessionsspinner gibt’s im Internet unter www.marl.de/zbh.