Gut 100 Marler*innen waren der Einladung von Bürgermeister Werner Arndt ins Rathaus gefolgt, um sich in ungezwungener Atmosphäre beim Europafrühstück miteinander auszutauschen. Es sei heute vielleicht wichtiger denn je, seine Stimme für Europa zu erheben, erklärte Werner Arndt in seiner Begrüßungsrede. Rechtspopulistische Politiker setzten darauf, bei den kommenden Europa-Wahlen „mehr Einfluss zu gewinnen und einen Keil in die europäische Gemeinschaft zu treiben“.
Deshalb sei es unverzichtbar, so der Bürgermeister, „nationalen Egoismen und völkischem Nationalismus entschlossen mit Weltoffenheit und demokratischen Engagement zu begegnen“. Werner Arndt: „Europa steht für Vielfalt, Toleranz und Solidarität und ist nach zwei verheerenden Weltkriegen das Ergebnis eines einzigartigen Friedensprozesses“. Die Staatengemeinschaft sei daher „viel zu wertvoll, um sie dem Einfluss von Rückwärtsgewandten und Rechtspopulisten zu überlassen“. Europa sei die Antwort auf viele Herausforderungen der heutigen Zeit: Globalisierung, Klimawandel und Digitalisierung machen an keiner Staatsgrenze halt. Diese Themen gehörten längst zum Alltag der EU-Bürger, „auch wenn die Ziele manchem von uns vielleicht nicht weit genug gehen“, so Arndt.
In Marl werde internationale Freundschaft seit vielen Jahren erlebt und gelebt. Die Städtepartnerschaftsvereine unterhielten enge Beziehungen zu den Menschen in Marls Partnerstädten und organisierten mit Unterstützung der Stadt oder der HÜLS-AG-Stiftung regelmäßig internationale Begegnungen. Ein aktuelles Beispiel ist das Friedensprojekt „Tauben für Marl und Kuşadası“, von dem Marler Jugendliche um Numan Terzi in der Veranstaltung berichteten. Arndt appellierte an seine Gäste, in ihrem „Engagement für ein soziales Europa der Freiheit und des Friedens“ fortzufahren.
Wie intensiv der europäische Gedanke in Marl verwurzelt ist, erläuterten Joachim Lange, stellvertretender Direktor des Marler Hans-Böckler-Berufs-Kollegs, und Christian Weißmüller, Geschäftsführer des Instituts für Eignungsprüfung (IFEP) in Marl-Lenkerbeck. Im Berufskolleg, das als NRW-Europa-Schule ausgezeichnet wurde, seien europäische Themen und Aspekte im Unterricht eines jeden Fachbereichs und Bildungsgang eingebettet, so Joachim Lange. Für das Unternehmens IFEP, das für Kunden überall in Europa tätig ist und früher seine Prüfmethoden in den einzelnen EU-Ländern jeweils mit großem bürokratischem Aufwand anerkennen lassen musste, ist die EU als Wirtschaftsraum mit einheitlichen Standards heute unverzichtbar.
Auch beim musikalischen Auftritt von Schülern der städtischen Musikschule wurde klar: überzeugender kann das Bekenntnis zu einem Europa der Vielfalt und des Friedens kaum klingen: Unter der Leitung von Musikschullehrerin Brigitte Braunstein begeisterten die jungen Musiker und Sänger mit einem Liebeslied in siebzehn Sprachen. Bürgermeister Werner Arndt lud die jungen Leute ein, ihr „begeisterndes Liebeslied“ vorzutragen, wenn Marl gemeinsam mit den Gästen aus den Partnerstädten am 3. Oktober traditionell das Volksparkfest feiert – als „Fest der Europäischen Freundschaft“. Ein anschließendes, herzliches Dankeschön ging an die drei Organisatorinnen des Europafrühstücks: Jennifer Radscheid, Heike Lueg und Brigitte Braunstein.