Gewöhnlich wirkt Dr. Frederico Engel (93) mit seiner Stiftung bescheiden im Hintergrund, jetzt stand er selbst im Mittelpunkt. Er trug sich Sonntagvormittag im Rahmen einer Feierstunde ins Goldene Buch ein und übergab der Stadt aus diesem Anlass eine persönliche Schenkung.
Dabei handelt es sich um zwei Meisterwerke textiler Handwerkskunst seiner verstorbenen Gattin Rosemarie Engel: um die gerahmte Schmuckdecke „Die Vogelhochzeit“ und die „Hochzeitskrone Engel“. Rosemarie Engel, Tochter des früheren Vorstandsvorsitzenden der Chemischen Werke Hüls und ersten Trägers der Marler Stadtplakette, hatte an der Kunsthochschule Münster textiles Gestalten studiert und die Schmuckdecke in unzähligen Stunden mit Tausenden originären Stichen gestickt und die Krone bei ihrer Hochzeit mit Dr. Frederico Engel 1954 getragen. Die beiden Werke sollen nun dauerhaft ihren Platz im Trauzimmer im Rathaus finden.
Mit der Eintragung ins Goldene Buch, so Bürgermeister Werner Arndt, sage die Stadt Marl Dank „für die Schenkung und ebenso für die vielen guten Taten“, die Dr. Frederico Engel seit 26 Jahren mit der von ihm und seiner Gattin gegründeten Stiftung leiste. Mit der Stiftung wollten der promovierte Chemiker und die Textildesignerin „der Gesellschaft etwas zurückgeben für die Unterstützung, die sie in jungen Jahren selbst erfahren hatten, und ebenso Dank sagen für die vielen persönlichen und beruflichen Erlebnissen und Erfahrungen, die sie in einem angenehmen und kulturellen Umfeld in Marl machen konnten“.
„Die Engel-Stiftung ist ein absoluter Glücksfall für Marl“, würdigte Werner Arndt das Engagement von Dr. Engel. Die Stiftung habe in den vergangen Jahren zahlreiche Institutionen gefördert, u.a. den Heimatverein und das Tierheim, die städtische Musikschule und die Musikgemeinschaft, das Theater und das Skulpturenmuseum. Darüber hinaus habe die Stiftung eigene Projekte entwickelt. So fördere sie mit dem Projekt X-Lab Schülerinnen und Schüler aus Chemieleistungskursen, die fünf Tage in einem speziellen Labor an der Universität Göttingen mit modernsten Mitteln experimentieren könnten. Mit über 1.000 Teilnehmern sei X-Lab heute ein Schwerpunktprojekt der Engel-Stiftung für die Förderung der naturwissenschaftlichen Bildung vom Kindergarten über die Schule bis zur Universität.
Darüber hinaus, so Arndt, entfalte die Engel-Stiftung mit punktuellen Hilfen große Wirkung oder mache wichtige Projekte erst möglich. Das gelte insbesondere im Bereich des bürgerschaftlichen Engagements, das oft an finanzielle Grenzen stoße. Arndt: „Hier ist Engel-Stiftung als Helfer in der Not zur Stelle und hilft schnell, flexibel und unbürokratisch“.
Mit seiner Stiftung gebe Dr. Engel „vielen Menschen in unserer Stadt neue Perspektiven und Zuversicht“. Sein Engagement zeige, „dass es in unserer Gesellschaft nach wie vor Menschen gibt, die sich dem Gemeinwesen verpflichtet fühlen und unsere Gemeinschaft stärken, und dass Hilfsbereitschaft, Herzensgüte und Menschlichkeit keine leeren Begriffe sind“. Dr. Frederico Engel kündigte an, „auch in Zukunft zu helfen, wo wir können. „Das verspreche ich!“
Passend zur Schenkung wurde die Feierstunde im Rathaus umrahmt von Rainer Maria Klaas am Klavier mit dem Hochzeitsmarsch von Mendelssohn-Bartholdy und von Katinka Kleine Büning, Schülerin der städtischen Musikschule, mit dem Volkslied von der Vogelhochzeit.