Der 18.12.2015 war eine Zäsur für Marl und zugleich ein historisches, wenn auch „schwarzes“ Datum: Zum letzten Mal verließ auf dem Bergwerk Auguste Victoria in Marl-Hamm heimische Steinkohle den Schacht. Der Bergmann Thomas Hahn aus Marl brachte es im Beisein zahlreicher Ehrengäste und Medienvertreter aus ganz Deutschland ans Tageslicht. Fünf Jahre ist das nun her, inzwischen sind auch die letzten Kohlezechen in Bottrop und Ibbenbüren geschlossen worden.
Der Bergbau hat unserer Stadt Wachstum und Wohlstand gebracht. Er hat – wie kaum ein anderer Wirtschaftszweig – die Entwicklung und das Gesicht unserer Region geprägt. Ohne den Bergbau und unsere Bergleute wäre Marl nicht die Stadt, die sie heute ist, denn Marl ist auf Kohle bebaut. Nach 116 Jahre ging die Ära des Steinkohlenbergbaus in unserer Stadt zu Ende, sie wird aber immer einen festen Platz im Geschichtsbuch unserer Stadt einnehmen.
Für mich gilt wie für viele andere Marler*innen auch: meine Familie kommt vom Pütt und aus der Kolonie. Dieser Teil der Geschichte wird mich für immer prägen. Mein Vater war Bergmann auf der Zeche Brassert in Marl und später auf Schlägel & Eisen in Herten-Scherlebeck. Ich selber habe ab 1976 eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker auf Schlägel & Eisen absolviert und später als Elektrohauer auf Schacht 8 (Steinern Kreuz) gearbeitet. Gewohnt haben wir „Im Beisen“, mitten in der Kolonie…
Unter Tage zählte am Ende immer nur, ob ich mich auf den Kumpel von nebenan verlassen konnte – egal wo der „wech“ kam. Jeder Kumpel wusste: ohne den anderen bin ich nichts, gemeinsam können wir alles schaffen. Respekt, Kameradschaft, Toleranz – das waren unsere Werte. Der 18.12.2015 war ein Abschied von der Ära des Bergbaus für immer, mit viel Wehmut, tiefer Traurigkeit und vielen, vielen Erinnerungen! Die Geschichte des Ruhrgebiets aber geht weiter, die Weichen sind gestellt. Auf dem Gelände von AV 3/7 entsteht das Gewerbe- und Industriegebiet „Gate.Ruhr“ mit mindestens 1.000 neuen Arbeits- und Ausbildungsplätzen. Glückauf!