Der Arbeitnehmerempfang im Rathaus stand Montagabend ganz im Zeichen Europas. Aber auch der wirtschaftliche Aufschwung in Marl und die sozialen Missstände setzten thematisch die Impulse beim traditionellen Empfang von Stadt und DGB. Gut 170 Gewerkschaftler*innen konnten Bürgermeister Werner Arndt und der Marler DGB-Vorsitzende Rudi Westerkamp im Vorfeld des 1. Mai begrüßen. Im großen Sitzungssaal kamen Vertreter von DGB und Einzelgewerkschaften, zahlreiche Betriebs- und Personalräte sowie Vertrauensleute aus Betrieben in Marl, MdB Michael Groß, MdL Carsten Löcker und Vertreter der SPD-, CDU-, Linken- und WG Die Grünen-Fraktion zusammen. Auch Vertreter der JAV der Evonik und der Stadtverwaltung sowie die neue Kreisvorsitzende der DGB-Jugend Natalie Vollmich waren dabei.
„Wir brauchen die Europäische Union mehr denn je“, erklärte Bürgermeister Werner Arndt zu Beginn seiner Ansprache. Er wolle „klare Kante zeigen gegen Rechts und alle, die Deutschland und Europa spalten wollen“. In einer kämpferischen Rede wies das Stadtoberhaupt weiter darauf hin, wie Arbeitslosigkeit, niedrige Löhne und geringe Renten auch die Haushaltskasse der Stadt stark belasten. „Alle Schieflagen und Ungerechtigkeiten wirken sich unmittelbar auf die Kommunen aus“, sagte Arndt. „27,7 % der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren leben bei uns in Marl von Hartz IV, eine unfassbare Zahl, so Werner Arndt.
Um die sozialen Missstände zu beheben, muss die Finanzierung der Soziallasten neu geregelt werden, forderte der Bürgermeister. Städte und Gemeinden benötigten dauerhafte Hilfe, um etwa neue Arbeitsplätze zu schaffen, in Bildung zu investieren oder Straßen und Brücken zu sanieren. Arndt: „Es ist höchste Zeit, die Finanzausstattung der Kommunen grundlegend zu verbessern“. Entscheidend sei, dass nun schnell wirksame Lösungen gefunden und Mittel in ausreichendem Maß bereitgestellt würden. „Bundes- und Landesregierung sind hier gefordert. Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse ist eine Aufgabe von höchster Priorität“, so Arndt.
Auf die bevorstehende Europawahl will sich Rudi Westerkamp in diesem Jahr bei der Mai-Kundgebung fokussieren. In seiner gestrigen Ansprache deutete der Marler DGB-Vorsitzende darauf hin, wichtig eine hohe Wahlbeteiligung bei der kommenden wichtigen Wahl ist. Das Motto für den 1. Mai 2019 laute daher auch „Europa – jetzt aber richtig“. Für den aktiven Gewerkschaftler ist die soziale Gerechtigkeit in Europa heute wichtiger denn je. „Deutschland muss seiner Vorreiterrolle weiter gerecht werden.“ Gleichzeitig sprach Westerkamp von „spürbaren Signalen des Aufbruchs“, die dem Ende des Bergbaus in Marl zu spüren seien. „Das Projekt gate.ruhr ist eine echte Chance für Marl und die Emscher-Lippe-Region“, sagte Westerkamp. Auch die Ansiedlung neuer Unternehmen und die Schaffung neuer Jobs seien aus Sicht der Gewerkschaften sehr zu begrüßen.
Musikalisch begleitet wurde der Abend von der Band Blues Generation N. Die fünf Vollblutmusiker lieferten Songs vom Feinsten ab, rockten die Bühne und erhielten viel Beifall vom Publikum für den gekonnten Auftritt. Am 1. Mai treten die Fünf beim Rock am Bikertreff auf. Für ein leckers Buffet nach dem Empfang sorgten die Damen vom Partyservice „Drewer und Scheer“ aus Marl-Sickingmühle. Ein Dank an Sabine Dopatka (Organisation) und den Hausdienst des Rathauses.