Seit 1983 gibt es eine Otto-Wels-Straße in Marl-Hüls, sie erinnert an einen mutigen Politiker. Jetzt wurde durch die Bürgerstiftung Marl ein Legendenschild angebracht mit Hinweisen auf die wichtige Person. Angeregt und finanziert hat dies der örtliche Bundestagsabgeordnete Brian Nickholz (SPD). Er wollte damit auf einen wichtigen Jahrestag hinweisen.
Im März 1933, also vor genau 90 Jahren, schaltete sich der Deutsche Reichstag selbst aus, indem er dem sog. „Ermächtigungsgesetz“ zustimmte. Per Mehrheitsbeschluss wurde damit Adolf Hitlers Weg in die NS-Diktatur geebnet. Mit seiner Ansprache vor dem Reichstag am 23. März 1933 aber ging der Sozialdemokrat Otto Wels in die Geschichte ein. Wie der damalige SPD-Vorsitzende und Oppositionsführer das Nein seiner Partei zum Gesetzentwurf der Nationalsozialisten verteidigte, gilt als Licht in einer der dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte.
Berühmt wurde seine Rede durch die Worte: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht“. Doch für die „Grundsätze der Menschlichkeit, Gerechtigkeit, der Freiheit und des Sozialismus“ (Zitat Otto Wels) einzutreten, war zu diesem Zeitpunkt in Deutschland nichts Geringeres als lebensgefährlich. Nach seiner Rede musste Wels, wie viele andere auch, ins Exil fliehen. Sein Weg führte ihn zunächst nach Prag und später nach Paris, wo er kurz nach Kriegsbeginn starb.
Das „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“ konnte er auch mit seiner mutigen Rede nicht verhindern. In der Drohkulisse aus bewaffneten SA-Mitgliedern und vorausgegangenen Verhaftungen einiger Abgeordneter erhielt Hitlers Vorschlag 444 Ja-Stimmen – und 94 Gegenstimmen der SPD. Das Ermächtigungsgesetz, das de facto dem Reichskanzler die alleinige Gesetzgebung übertrug, trat am nächsten Tag in Kraft. Die Gewaltenteilung war damit aufgehoben, andere demokratische Parteien ausgeschaltet, das Parlament entmachtet.
Wertvolle Hinweise zum Leben und Wirken Otto Wels gaben während des kleinen Festakts Schülerinnen und Schüler der Klasse 9b des Gymnasiums im Loekamp (GiL). Sie hatten das wichtige Thema im Geschichtsunterricht mit Lehrer Matthias Pothmann intensiv aufgearbeitet – danke, gut gemacht. Auch Mitglieder der SPD-Ratsfraktion um Fraktionschef Peter Wenzel, Vertreter der Bürgerstiftung Marl und Bürgermeister Werner Arndt waren dabei.