Die Bilder der verheerenden Erdbeben im Süden der Türkei und dem Norden von Syrien in der Nacht zu Montag haben die Menschen auch hier in Deutschland ergriffen. Dabei zeigen sich erst nach und nach die ungeheuren Verwüstungen. Bis jetzt ist die Zahl der Toten auf über 7.000 angestiegen. Die Türkei hat den Ausnahmezustand ausgerufen. Auf eigene Initiative hin habe ich heute die Trauerbeflaggung vor dem Stadthaus 1 angeordnet.
Währenddessen ist die Hilfsbereitschaft in Deutschland groß. Bereits am frühen Dienstagmorgen erreichten mich die ersten Anrufe, ob noch Hilfsgüter gebraucht werden und ob der Hilfskonvoi aus Marl bereits losgefahren ist. Die Menschen wollen unbedingt etwas tun, um zu helfen. Das ist wirklich bewegend.
Wichtiger als Sach- sind momentan jedoch Geldspenden, Hilfsmaschinen und Profis vor Ort. Aynur Özcan, Gemeindevorsitzende der Alevitischen Gemeinde Marl, berichtet davon, wie schwierig sich die Einreise mit Sachspenden in betroffene Gebiete gestaltet. „So ein Lkw ist mindestens drei bis vier Tage dorthin unterwegs. Und gebrauchte Ware geht im Moment gar nicht über den Zoll.“
Die Vorsitzende steht im engen Austausch mit ihren Gemeindemitgliedern. „Noch immer warten mehrere Ortschaften darauf, dass überhaupt jemand zur Hilfe kommt. Viele Menschen sind seit mehr als 30 Stunden verschüttet und verschollen. Angehörige in Deutschland leben derzeit in Ungewissheit und Angst.“
Unabhängig davon ist die Spendenbereitschaft aber unter allen Mitgliedern groß. „Moscheen und Moschee-Verbände haben beeindruckend schnell reagiert. In kürzester Zeit kamen bereits mehr als 2,5 Millionen Euro zusammen“, resümiert der Vorsitzende des Integrationsrats der Stadt Marl Cengiz Caliskan.
Über soziale Medien werden Spendenaufrufe in Windeseile geteilt. „Wir versuchen so viele Menschen wie möglich auf diese furchtbare Situation aufmerksam zu machen. Denn jede Spende zählt“, versichert Celal Romanoglu, Vorstandsmitglied der Kuba Moschee.
Eine Aktion, die bereits der Fluthilfe im Ahrtal im Sommer 2021 zu Gute kam, wird nun erneut ins Leben gerufen. Am Freitag werden die Frauen der Fatih- und die der Kuba Moschee selbstgebackene Lahmacun verkaufen. Die Erlöse davon gehen auf das Erdbeben-Spendenkonto der DITIB-Moscheen.
Muhammet Catmak, Gemeindevorsitzender der Fatih-Moschee, steht über den Verband mit der Türkei in Kontakt. „Große Modeketten vor Ort stellen neue, warme Kleidung umsonst oder für ein niedriges Entgelt zur Verfügung. Von der Regierung bekommen wir Bescheid, was sonst noch gebraucht wird. Was das genau ist, muss aber erst noch ermittelt werden. Dort fehlt noch der Überblick. Aber wir sind überwältigt von der Hilfsbereitschaft.“
Bei dem kurzfristigen Termin unter der Trauerbeflaggung vor dem Stadthaus 1 konnte ich als Bürgermeister den Vertretern der verschiedenen Gemeinden noch einmal persönlich für die Koordination der Hilfsangebote danken. Marler Bürgerinnen und Bürger, die jetzt direkt helfen wollen, bitte ich um Geldspenden an bekannten Hilfsorganisationen wie etwa www.aktion-deutschland-hilft.de
In der kommenden Ratssitzung am Donnerstag, 09. Februar, werde ich die Ratsmitglieder und Gäste zu einer Schweigeminute für die Opfer der Erdbeben aufrufen.