Gut besucht war am Mittwoch der nunmehr 3. Bürgerdialog des Chemieparks Marl im Informationszentrum am Lipper Weg. Vertreter der Siedlervereine der Blumen- und Zollvereinsiedlung waren dabei, Anwohner und Mitarbeiter des Chemieparks, Vertreter der Ratsfraktionen (SPD, CDU, FDP), der beiden SPD-Ortsvereine Drewer, des Betriebsrats und der IGBCE. Für die Verwaltung waren Bürgermeister Werner Arndt, Baudezernentin Andrea Baudek und Wirtschaftsförderer Dr. Manfred Gehrke dabei. Auf der Tagesordnung standen vier interessante Themen: Investitionen in den Standort, Evonik-Akzeptanzumfrage, ALBA-Recycling und Kommunikation im Ereignisfall.
Standortleiter Dr. Jörg Harren berichtete zunächst über die geplanten Groß-Investitionen in den Standort Marl. Über 1 Mrd. Euro werden in sieben große Projekte investiert. Allein 400 Mio. Euro fließen in die Erweiterung der Evonik-Produktionsanlagen für den Superkunststoff Polyamide 12, Ineos plant den Bau einer neuen Cumol-Anlage. Zwei neue Gas- und Dampfturbinenkraftwerke lösen die alten Kohlekraftwerke ab . Dieser Neubau spart ca. 1 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr. Gute Nachrichten und Investitionen in die Zukunft des Standortes.
Henning Krumrey, Leiter der Unternehmenskommunikation in der ALBA-Group, hatte einen schweren Stand. Die Brandursache sei immer noch nicht geklärt, eine Wiederinbetriebnahme der Anlage sei geplant, aber nicht vor 2020 möglich, so Krumrey. Man wolle ein neues Brandschutzkonzept aufstellen und technisch nachrüsten zum künftigen Schutz vor Geruchsbelästigungen. Dazu plane man unter anderem den Einbau einer Aktiv-Kohleanlage und von Schnelllauftoren bei Zu- und Abfahrt in die Halle.
Zwar entschuldigte sich der ALBA-Sprecher zu Beginn seiner Ausführungen bei den anwesenden Bürger*innen für ihre erlittenen Belästigungen, die Besucher der Veranstaltung blieben aber skeptisch, ob die jetzt angedachten Nachbesserungen tatsächlich helfen. „Wir sind enttäuscht, sie haben sich als schlechter Nachbar gezeigt“, war noch die mildeste Rückmeldung von vielen kritischen Wortmeldungen. Der Frust und Ärger der Nachbarn wurde vielstimmig deutlich. Kritisiert wurde auch, dass die im Chemiepark sonst üblichen technischen Standards, vor allem auch in Sachen Brandschutz, offensichtlich nicht verbaut wurden bei ALBA.
Leider wurden die guten Nachrichten über die wichtigen und außergewöhnlichen Investitionsentscheidungen im Chemiepark überstrahlt von der ALBA-Debatte, das war aber zu erwarten. Erstmalig stellte sich die ALBA in einer Bürgerversammlung dem Groll der Nachbarschaft – viel zu spät, wie viele der Anwesenden empfanden. In einem waren sich alle Teilnehmer*innen der Veranstaltung einig: das Stinken muss ein Ende haben!