In den deutschen Privathaushalten werden jährlich pro Kopf 81,6 Kg Lebensmittel weggeworfen. Um diese Menge zu erzeugen, wäre eine Anbaufläche von ungefähr 2,4 Millionen Hektar notwendig, die Fläche Mecklenburg-Vorpommerns. Weitere 56 Kg Lebensmittel pro Kopf und Jahr gehen bei Industrie, Handel und Großverbrauchern verloren. Damit landen in Land jährlich Lebensmittel im Wert von ca. 25 Milliarden € im Müll. Um diese Menge zu transportieren, sind 440.000 LKW notwendig. Hintereinander gestellt, ergibt das die Strecke von Oslo nach Lissabon und zurück.
Lebensmittel vor der Mülltonne zu retten ist das das Ziel von Foodsharing. Das Prinzip ist einfach und gleichzeitig auch total genial: Lebensmittel, deren Haltbarkeit überschritten ist, oder Gemüse, das „Macken“ hat und deshalb nicht verkauft werden kann, werden von sogenannten Lebensmittelrettern (Foodsavern) eingesammelt und zu den „Fairteilern“ gebracht. Dort können sie dann kostenlos von Jedermann abgeholt werden.
In Marl gibt es seit Mai 2017 eine solche Sammel-Abgabe-Stelle im Jugend- und Kulturzentrum (JuKuZ) Hagenbusch. Die damalige JuKuZ-Leiterin Michelle Selina Diedrichs ist Botschafterin der Initiative, mittlerweile sind 40 „Foodsaver“ in Marl registriert. Zirka 10 ehrenamtlich Aktive holen regelmäßig Obst, Gemüse oder Brot bei Geschäften ab, die bereit sind, ausgemusterte Lebensmittel abzugeben. In über 200 Einsätzen konnten bislang rund 10 Tonnen Lebensmittel gerettet werden.
Bislang war der Fairteiler nur im Keller mit einem Schlüssel und auch nur zu bestimmten Zeiten erreichbar. Das soll sich nun ändern: Ab sofort gibt es einen Holzunterstand vor dem JuKuZ, unter dem die Lebensmittel in Plastikboxen stehen. Der neue „Fairteiler“ wurde am Samstag feierlich eröffnet. Ermöglicht haben den Bau Finanzspritzen der Jungsozialisten in der SPD (Jusos) und der Wählergemeinschaft Die Grünen.
Bürgermeister Werner Arndt lobte die Aktivitäten der Marler Foodsaver. „Hinter Foodsharing steckt ein enormer logistischer Aufwand“ so der Bürgermeister. Die die Ablagestelle müsse sauber gehalten werden, die Lebensmittel geschleppt, transportiert und begutachtet werden und auch der Kontakt zu den Kooperationspartnern muss gepflegt werden. „Dieses nachhaltige Engagement wird ausschließlich ehrenamtlich bewältigt und verdient unsere Anerkennung“ so Werner Arndt, Foodsharing sei auch in Marl ein tolle Idee.
Die örtliche Foodsharing-Initiative um Maresa Kallmeier, Michelle Selina Diedrichs und Jan Borgmann arbeitet in Marl eng mit der „Tafel“ am Lipper Weg zusammen. Wenn etwa das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, dürfen die Tafeln aus rechtlichen Gründen diese Lebensmittel nicht weiter verteilen. Das JuKuZ Hagenbusch und die Ortsgruppe der Falken unterstützt die Idee „Foodsharing“. Nach dem offiziellen Teil gab es für die zahlreichen Gäste leckeren Fingerfood aus geretteten Lebensmitteln.