Gestern durfte ich Harald Berger zum 95. Geburtstag gratulieren und die Geburtstags- und Segenswünsche von Rat und Verwaltung überbringen. Der rüstige Altersjubilar ist in Marl kein Unbekannter: seit den 1950er Jahren war er Lehrer an der Comenius-Schule in Hamm, später Schulleiter. In Marl wurde der geborene Münsterländer schnell heimisch, auch nach seiner Pensionierung blieb er mit Frau Inge im schmucken Eigenheim wohnen, mitten in Marl-Hamm.
Dabei war es eigentlich eher ein Zufall, dass er damals in Marl-Hamm landete. Nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst bei der Luftwaffe und anschließender Gefangenschaft in Russland meldete sich der ausgebildete Lehrer auf Geheiß des Regierungspräsidenten in Münster beim damaligen Schulamtsleiter Franz Knauschner in Rathaus Marl. Dort hatte der junge Lehrer die Wahl: Schuldienst in Marl oder Hamm. Er dachte dabei an die Großstadt „Hamm in Westfalen“ und war überrascht, dass die damals noch selbstständige Gemeinde „Hamm über Marl“ gemeint war.
Früh lernte er Marls späteren Bürgermeister Günther Eckerland kennen und wurde Mitglied der SPD und der Lehrergewerkschaft GEW, beiden Organisationen hält er bis zum heutigen Tage die Treue. Stadtweit bekannt wurde er mit seinem Kinderchor „Samstagskinder“, einer wöchentlich stattfindende Gruppe, in der bis zu 50 Kinder und Jugendliche gemeinsam musizierten. Deutsche Kinder, türkische Kinder, italienische Kinder – für Berger gab es da nie Unterschiede. So wurde er im Stadtteil schnell zum geachteten Brückenbauer zwischen den Kulturen. Für sein Engagement zeichnete ihn die SPD mit der Günter Eckerland-Plakette aus.
Er fühle sich immer noch fit, nur das mit den Augen klappe nicht mehr so gut wie früher, vertraute der Jubilar mir an. Seine Ehefrau Inge lese daher täglich die Zeitung für ihn vor. Politisch interessiert ist Harald Berger immer noch sehr. Der aufkeimende Rassismus in Deutschland und der Zustand seiner SPD bereiten ihm derzeit Sorgen. Seine Haltung zum Krieg hat sich im Alter nicht verändert: deutsche Soldaten haben weder am Hindukusch noch am Golf etwas zu suchen! Eine glasklare Haltung! Bleibt zu hoffen, dass Harald noch viele gute Jahre im Kreise seiner Familie genießen darf!