Seit 1630 gibt es den Hof Ovelhey in Marl, seit 1886 an der Hülsstraße 112a. Und es ist immer noch ein Familienbetrieb. Die „Hofherren“ Christiane und Wilhelm Ovelhey empfingen am Donnerstagnachmittag Bürgermeister Werner Arndt zusammen mit den Mitgliedern des Wirtschaftsförderungsausschusses sehr herzlich. Bei selbstgebackenen Pflaumenkuchen diskutierten sie über Viehzucht, Acker-Flächen und Futter-Produktion.
„Es macht auch heute noch Spaß, Landwirt zu sein. Aber nicht mehr so viel wie früher“, sagte Wilhelm Ovelhey. „Die Auflagen und damit der Papierkram haben extrem zugenommen, alles muss dokumentiert werden. Da gehen schon mal ein paar Stunden in der Woche für drauf.“ Bleistifte spitzen und im Büro sitzen, sei nichts für ihn. Sein Herz hänge an den Tieren und an der Arbeit draußen in der Natur. „Morgens um fünf vor Sechs geht mein Wecker“, sagte er. „Und als erstes gehe ich in den Stall.“
Bislang hält Wilhelm Ovelhey, der den Hof größtenteils alleine bewirtschaftet, knapp 90 Bullen. „Ich baue gerade neue Stallungen, so dass es bald 250 bis 300 Bullen werden“, sagte der Landwirt. Die Rinder (hauptsächlich Fleckis, Limousins und Chevaliers) beziehe er aus Süddeutschland. Sie bleiben 16 bis 18 Monate auf dem Hof.
Für das Futter der Bullen baut Ovelhey, neben Möhren und Getreide , selbst Mais an. Die Tiere bekommen 18 Kilo Mais und 2,5 Kilo Kraftfutter (Vitamine, Eiweiß und Mineralstoffe) zu fressen und nehmen durchschnittlich 1,2 Kilo am Tag zu. „1600 Gramm – da wollen wir hin. Mit maschineller Fütterung in unseren neuen Ställen wird das hoffentlich möglich sein.“
Zu dem Hof, den Wilhelm Ovelhey 1985 als jüngster Sohn von seinem Vater übernommen hat, gehören 35 Hekar Land (sieben davon sind Grünfläche), unter anderem in Sickingmühle und „kurz vor Polsum“. Zur Bewirtschaftung stehen zwei moderne Fendt-Schlepper, sechs Anhänger, eine Feldspritze, eine Rundballpresse, ein Pflug mit Degen, eine Bestell-Kombination und ein Güllefass mit Schleppschläuchen auf dem Gelände parat.
Zeit für Urlaub bleibt bei so viel Arbeit nur wenig. „Im Sommer geht es nicht, aber ich fahre sowieso viel lieber Ski“, sagte der Landwirt. Nur zu Weihnachten fahren der 57-Jährige und seine sieben Jahre jüngere Frau Christiane mit allen vier Kindern in den Schnee. Dann erledigt eine Honorkraft die anfallenden Arbeiten auf dem Hof.
„Die Familie Ovelhey ist eine feste Größe hier in Marl“, sagte Bürgermeister Werner Arndt. „Es freut mich sehr, dass sie sich auch sozial sehr für unsere Stadt engagiert.“ Wilhelm ist aktiv in der CDU-Hüls, im Bürgerschützenverein Hüls und ist zudem einer der Oktoberfestwirte. Auch im landwirtschaftlichen Lokalverein engagiert er sich ehrenamtlich. Für die CDU saß er eine Wahlperiode lang von 2004-2009 im Rat der Stadt Marl.
Wilhelm Ovelhey wünscht sich, dass der Betrieb noch lange in Familienhand bleibt. Der älteste Sohn Christoph studiert Landwirtschaft und wird voraussichtlich den Hof in einigen Jahren übernehmen. „Nach seinem Master-Abschluss möchte er aber erst einmal in der Industrie arbeiten. So lange muss ich noch durchhalten.“